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Stefan Schuberts Tourtagebuch USA 2010 E-Mail vom 29.03.2010 aus NYC
Lieber Willi, lieber Günter, lieber Stefan, Klaus, Christian, "Peda" und Joachim! Ich möchte mich noch einmal im Namen aller Kollegen an den 4 Tour-Stationen ganz herzlich bedanken. Grossartige Musiker, Komponisten, Textdichter, Entertainer ... und Menschen. Respect! Thanx für 4 Super-Shows, für extrem unkomplizierte und äußerst flexible, umgängliche und trotzdem professionelle Zusammenarbeit und für euer unheimlich sympathisches und liebenswürdiges Auftreten. Es war eine toller Erflog für Veranstalter und Publikum und hat hoffentlich auch euch Spaß gemacht. Ich muss sagen, dass DC ja bevorzugt war, weil sie euch privat besser kennen lernen durften. Aber vielleicht gibt's bei einem nächsten Mal mehr Zeit in NYC ... Ich hoffe die wohl müde Truppe kommt gut nach Hause und wünsche euch eine mindestens genauso erfolgreiche Tour nach Anatolien (-kein Zweifel!). Und, ich hoffe auf ein Wiedersehen ... Alles Liebe aus NYC, Johannes 29.03.2010
...die Rückkehr war gespickt mit Starts und Landungen, 8 mal von Ottawa nach Wien, und jeweils von heftigen Böen begleitet.Nach so einer 22 Stunden Expedition wankt man am Ende luftkrank zum Gepäckstransportband - und siehe: Die Koffer, in Ottawa von groben Händen in den Schlund des Flughafenbackstagebereichs geschleudert und seitdem nicht mehr gesehen, tauchen vollzählig und fast unversehrt an ihren jeweiligen Destinationen wieder auf. Ein unbegreifliches Mirakel, und keine Selbstverständlichkeit, wie uns die brüllenden Menschen an den Lost & Found Stationen glauben machen. Wir hatten Glück. Als Performing Artists haben wir auf dieser Reise viel gelernt. In Amerika wird der Künstler hoffiert, in grossen Limousinen bewegt, von Groupies umlagert und bis an die Hotelzimmertüren verfolgt, es wird mit nahrhaftem Essen seine Schaffenskraft gefördert (an Koch und Braukunst wird noch gefeilt) und last but noch least wird er nicht durch überhöhte Gagenzahlungen in den Größenwahn getrieben. All das wird uns hier fehlen. Bevor uns der Lagerkoller ernsthaft in den Schwitzkasten nehmen konnte, trennen wir uns friedlich und ohne gröbere Handgreiflichkeiten. Ich glaube es ist uns ein Schritt in Richtung Zivilisation gelungen und eine sanfte Empathie trug uns durch das Land. Oba länga warads zach wuan. Trotzdem freun wir uns auf Mürzzuschlag - und auf die nächste Tour. Vielleicht Japan oder ins wilde Kurdistan oder wieder Nordamerika, wo der Wilhelm und der Stubnblues jetzt Freunde haben. 28.03.2010
Heute fliegen wir nach Ottawa (ameriganisch: AAHDAVA), Kanada, über Seen und Wälder aus denen uns vereinzelt Bären und Elche verwundert zuwinken.Der Kanadier an sich teilt sich in 2 Sprachgruppen (die indigenen nicht mitgerechnet): die Englische und die Französische, die einander traditionell nicht grün sind. Sie verweigern auch, so gut es geht, die Anwendung des jeweils gegnerischen Idioms. Unser Tontechniker ist Frankokanadier und so radebrechen (weil keiner von uns french spricht) wir uns durch einen Soundcheck begleitet von unzähligen kaputten Kabeln, brummenden Verstärkern, und nicht begleitet von weiteren diversen technischen Geräten (zB eine PA), die wir unbedingt brauchen, er aber erst gar nicht mitgebracht hat. Diese Zierde seines Handwerks sollte seine Berufsentscheidung ernsthaft überdenken. Wir werden entschädigt durch den schönen Saal der Ottawa University, sehr liebe Gastgeber und einen unglaublich zahlreichen Besuch. Also spielen wir trotzdem gut - werden bejubelt und bestaunt und verkaufen alle restlichen CDs. Dies gibt uns finazielle Sicherheit für die morgige Rückreise, wo wir uns mit 4 Flügen um die halbe Welt zurück nach Österreich durchschlagen müssen. 26. + 27.03.2010
Chicago ist eine schöne Stadt und die größte burgendländische Metropole worldwide. Außerdem liegt es am Lake Michigan, der dem Lake Neusiedl in Größe an nichts nachsteht, aber er ist tiefer. Auch architektonisch ist Chicago Eisenstadt durchaus ebenbürtig.Am Abend Essen beim Gerneralkonsul in der Residenz im 67. Stock direkt am See, wo die Republik vor Zeiten ein ordentliches Stück Luftraum gekauft hat. Beim lamdesüblichen Smalltalk wird Peter von der Vertreterin eines mitteleuropäischen Zwergstaates mit der Frage - "... du bist wohl einer von den Schmetterlingen?" - bitter an den stetig nagenden Zahn der Zeit erinnert. Dieser wohlfeile Gruß aus den 60er Jahren, gemeint als kulturelle Kompetenz und zeitgeschichtliche Gut-Informiertheit, reisst unsere kleine Reisegruppe aus der bleiernen Tourmüdigkeit. Wir müssen alle herzhaft lachen. Tags darauf frühstücken wir im 95. Stock des Hancock Tower (knapp unterhalb der Todeszone). Ich kann das "all you can eat" Angebot nicht annähernd ausnützen, weil hier oben der Magen flau wird. Einfach zu wenig Boden unter den Füssen. Das Konzert am Abend überrascht mit starkem Besucherandrang und den Gastmusikern Andy (trumpet) & Kasey (saxophone) - des Tiroler Weltenbummlers einheimische Musikerfreunde. Chicago liebt Herrn Wilhelm - nicht von ungefähr hat es sein Wahrzeichen knapp vor unserer Ankunft in Willis Tower umgetauft. Sein Englisch wird immer besser, und es gelingt ihm die Show auf 14 Stunden auszudehnen. 25.03.2010
Die Busfahrt nach New York bietet landschaftlich wenig, man durchmisst stundenlang gleichförmige Laubwälder (um diese Jahreszeit blattlos-trist) - die allerdings einen gewissen Reiz gewinnen, wenn man sich vorstellt, dass vor kaum 200 Jahren bunt bemalte Originalindianer (vom Stamm der Huronen) durch diese Wälder pirschten und dem guten Leatherstocking ans Leder wollten.Dann links Flughafen Newark, rechts müllhaldenartige Industrielandschaft und dahinter die Himmelslinie von NYC. Da bleibt uns momentan doch die Luft weg, und selbst unser wortgewaltiger Sänger verharrt minutenlang in ehrfürchtigem Schweigen (was ansonsten nicht zu seinen ersten Tugenden zu zählen ist). Manhatten ist eine Insel und muß all diese Betonklötze tragen! Da könnte sich Venedig ein Beispiel nehmen. Dann fahren wir rein und der Moloch verschlingt den Stubnblues mit Haut und Haar, und wir sehen den Himmel zum letzten mal (an diesem Tag). Zwischen Hotel und Soundcheck bleiben uns 25 Minuten zum Sightseeing - gott sei dank kennt man das meiste eh aus dem Fernsehen. Das Austrian Cultural Forum, wo wir spielen, gehört zu den 10 wichtigsten architektonischen Leistungen auf diesem Planeten (1. Riesenrad, 2. Empire State Building, 3. Arlbergtunnel, ... 8. Austrian Cultural Forum ...). Und es nimmt einen Wunder, dass es nicht stabiler gebaut ist, es schwankt beträchtlich im 16. Stock. das bemerkenswerteste an Manhatten ist jedoch, dass hier auch der Luftraum Geld kostet. Es genügt hier nicht ein zweidimensionales (Squaremeters)Grundstück zu kaufen. Ohne den darüberligenden Luftraum (m3) hilft das null. Weil man nicht in einen Luftraum reinbauen darf, der einem nicht gehört. Der schlaue Onassis (er trug den namen Aristoteles zu recht) hat den Nachbarn den Luftraum ab dem 10. Stock vor der Nase weggeschnappt, weil er nicht wollte, dass ihm die Kennedies ins Schlafzimmer spechteln. Hierbei muß man wissen, dass es nicht genügt, eine dünne Schicht zb. Kubikzentimeter wegzukaufen. Dann muß man schon alles nehmen. Fast bis zum Mond! Wir überwinden die Müdigkeit und spielen ein gutes Konzert, wiewohl ein Besucher energisch anmerkt: "... if you wanna make it in the states, you have to sing in english ..." Das Groß des Publikums dankt uns aber unter Tränen! Nachher come together und zurück ins Hotel, wo wir nach Schlaf suchend den fremdartigen Geräuschen des Big Apple nachhören. If today is Thursday - this must be New York ... Nachtrag: hier ist alles viel größer, und am größten sind die Steaks (wir verspeisten alleine ein ganzes Bison, nähten uns aus der Haut ein Zelt und fertigten aus den Nerven und Sehnen einen veritablen Satz Basssaiten für den Klaus), die uns der brave Johannes (ein weiterer Attache der Spitzenklasse, auf dieser an Attacheen nicht gerade armen Reise) spendiert hat. 24.03.2010
Eines muß man den Amis lassen: von Musik verstehen sie was! Unser Konzert war ein fulminanter Erfolg und obwohl Lob und Freundlichkeit in diesem Land null % Wahrheitsgehalt haben, machen wir hier gerne mal eine Ausnahme, lassen uns die Schultern rotklopfen und glauben jedes Wort. Die solchermaßen aufbereitete Hörerschaft riss uns dann den Gutteil unserer Schmuggelware förmlich aus der Hand.Wilhem, the conqueror, moderierte in geschliffenem Floridsdorfer-Englisch, überzeugte, wie immer mit Charme und Humor und verdoppelte locker die Länge des Programms mit wortgewaltigen Übersetzungen sämtlicher Lieder. Den Damen und Herren da draussen im Machtzentrum der Welt (Austrian Embassy Wash. DC) gilt unser Dank - sie waren uns Halt in der Fremde und wir schärften ihren Geist mit unzähligen kleinen Spezialaufgaben. Morgen fahren wir mit dem Bus nach NYC. Hier wird sich der weitere Verlauf unserer Karriere entscheiden... 'cause if you make it there, you'll make it ... Floridsvillage English (mp3-File) Stefan Schuberts Tourtagebuch USA 2010 23.03.2010
Einige von uns waren heute wieder in den hiesigen Musikalienhandlungen befestigt. Andere, die kleine Kulturdelegation jedoch, fuhr zur Washington National Cathedral, diese ist, obzwar die immerhin 9. größte Kirche der Welt, gemütlich geheizt und verfügt über Klos (hier sagt man restrooms - weil man dort den Rest hin bringt), um deren Hygienestandard sie von den US-Amerikanischen Wirten und Restaurationen beneidet wird.Dies als kleiner Wink an unsere Amtskirche - so könnte man zumindest im Winter die Statistik mit Besuchern schönen. Dann ging's sightsehend weiter zu den Great Falls - gewaltige Stromschnellen, die ihre gesamte Energie in einem Naturschutzgebiet vergeuden, wo man keine Wasserkraftwerke bauen darf. Der wütend brüllende Potomac River wirft hier tausende Muscheln an den Strand. Diese, zunächst begeistert in die Taschen gesteckten romantischen Andenken, erlitten enormen Sympathieverlust, nachdem wir erfahren mussten, dass die vor 30 Jahren eingeschleppte japanische Sorte, die Artenvielfalt auf null und zur völligen Einfalt reduziert hat. Diese Einfalt schlägt teilweise auf die Bevölkerung durch. Die bittere Rache des listigen Japaners! Genug für heute. Draussen sausen die Polizeiautos herum - mit Werbemusik und Leuchtreklame (Sirene und Blaulicht), wie Kojak sagte, der jedoch in NY war, nicht hier. Und das wird eine andere Geschichte. 22.03.2010
Heute ist schon wieder was passiert. Klaus und ich wollten Strom- und Bassruder einkaufen - konnten den Versuch des hiesigen Kleinkriminellen in der Maske eines freundlichen Gitarren-Verkäufers knapp abwehren, uns eine kaputte Gitarre anzudrehen (Guitar Center Rockville - VORSICHT!)5 Guitar-Shops later geben wir auf und müssen morgen nochmals raus. Willi und Peter bleiben in der Botschaft - irgendwer muß ja aufpassen. Nachtrag: der von mir am 20.03. denunzierte Bassist Butch Warren ist doch legendär - war nur uns nicht bekannt (Wappler) - er spielte mit Herbert Hancock, Theo Monk und Dexter Gordon, um nur die Unbekanntesten zu nennen. Am Abend überwachen Klaus, Joachim, Thomas (Head of Administration) und ich den Auftritt einer lokalen Musikgruppe, die kocht jedoch auch nur mit Wasser - von dem die Wirten hier viel zu viel in ihr Bier schütten. Dann haben wir noch Präsident Obama getroffen - er ist aber mit seiner Gruppe (78 Motorradkiebara, 21 Limousinen) wortarm und grußlos an uns vorbei gefahren - irgendwie ein ignorantes Volk, die Amis. 21.03.2010
Der Tag beginnt jetlag-bedingt um 5 Uhr Ortszeit - senile Bettflüchter (keine Namen) fangen noch früher an.Heute ist hier Sommer - und wir gehen in der Badehose ums Weiße Haus herum, liegen auf der Fußballwiesen von Präsident Obama und durchmessen schwimmend den Potomac River. Dann kaufen wir Sonnencreme - leider zu spät. Die Immobilienpreise in Georgetown haben Salzburger-Niveau, und so nehmen wir vom Kauf eines handtuchgroßen Grundstücks im letzten Moment Abstand - 1.5 Mio Dollar hatten wir gerade nicht dabei. Am Abend Einladung zum BBQ (Grillfestl) beim Gerneralkonsul und seiner reizenden Gattin, welchselbige unsere Erwartungen in keinster Weise erfüllen. Anstatt metternichhaft näselnder Diplomaten treffen wir lauter nette Menschen mit viel Sinn für die Welt und mit der Klugheit und Gelassenheit der Nomaden. Einige von ihnen singen wahrscheinlich passabel - sicher jedoch ist Gernot (der Konsul) ein richtig guter Koch und fundamentaler Weinkenner. Wir beschließen den Tag mit "lipo ti je cuti" vierstimmig für die Gastgeber - diese beenden den Tag gerührt. 20.03.2010 Abreise aus Salzburg unturbulent mit TyroleanEin relativ abgewohntes Luftfahrzeug bringt uns sicher über den Gaisberg ostwärts in 35 min. nach Wien. Hier werden wir vom Personal der AUA erkannt, und dürfen durch Protection unseres Stürmers und Flugkapitäns Heimo Neuhold Instrumente in die Kabine bringen - 1x Faltenradio, 1x Gitarre - außerdem genießen wir während des Fluges gewisse Annehmlichkeiten, die ich aus Geheimhaltungsgründen hier nicht nennen darf. Heimo - wir wünschen dir noch viele Tore! Der Tiroler Freischärler Wegscheider (Originalzitat: WEIBER hob's Zeit?) jedoch versucht Waffen (Kreizschlitz + Seitenschneider) an Bord zu schmuggeln, scheitert aber am gewissenhaften Security Personal, denen er die Geräte aushändigen muß. Nach gefühlten zwei Tagen - Ankunft in Washington Dulles Airport, wo wir durch die berüchtigte Immigration gehen, wie eine Kugel durch ein Löschpapier. Es gelingt uns die illegale Einfuhr von 123 Stubnblues-CDs - dieses kostet uns aber 10 Jahre unseres Lebens - reine Nervensache. Wir beziehen die WG Austrian Embassy, schwärmen jedoch in zwei Stoßtrupps sofort wieder aus, um die Gegend zu erkunden. Die Müden: Willi, Peter + Klaus bleiben in der Nachbarschaft und essen indisch. Christian, Joachim + ich fahren noch U-Bahn, gehen durch halb Washington und erreichen den Stadtteil Adams Morgan (bekannt durch den Jazzclub Madam's Organ), wo wir, neben einer polizeilichen Amtshandlung an schreienden afroamerikanischen Partypeople, die Bass-Legende XY (ich hab den Namen vergessen, glaube aber man kennt ihn eh nicht) live erleben dürfen.... |
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