Willi Resetarits - Sabina Hank: Abendlieder - Live @ Oval


CD 1
· Sturmzeit  8.19  
  (T.: Jura Soyfer ·   M. & Arr.: Sabina Hank)
· Länder Werden Karten   5.55  
  (T.: Jura Soyfer ·   M. & Arr.: Sabina Hank)
· Wanderlied   6.15  
  (T.: Jura Soyfer ·   M. & Arr.: Sabina Hank)
· Wenn Der Himmel Grau Wird   8.04  
  (T.: Jura Soyfer ·   M. & Arr.: Sabina Hank)
· A Bisserl Bitter   6.36  
  (T.: Jura Soyfer ·   M. & Arr.: Sabina Hank)
· Samma Scho Menschen?   8.08  
  (T.: Jura Soyfer ·   M. & Arr.: Sabina Hank)
· Matrosenlied   10.15  
  (T.: Jura Soyfer ·   M. & Arr.: Sabina Hank)

Line-Up:
Willi Resetarits, Gesang & diatonische Harp
Sabina Hank, Gesang & Klavier
Gerald Preinfalk, Altsaxofon & Bassklarinette
Georg Breinschmid, Bass


CD 2
· Alanech Fia Dii   5.50  
  (T.: H.C.Artmann ·   M.: Willi Resetarits)
· En An Schbedn Heabst   4.40  
  (T.: H.C.Artmann ·   M.: Willi Resetarits)
· Immer Die Vögel Des Himmels   5.21  
  (T.: H.C.Artmann ·   M. ↦ Arr.: Sabina Hank)
· Liad En Suma   4.19  
  (T.: H.C.Artmann ·   M. ↦ Arr.: Herbert Berger)
· Fliang   4.19  
  (T.: H.C.Artmann ·   M. ↦ Arr.: Herbert Berger)
· Aum Eaxtn Is S Ma R One Dia   7.06  
  (T.: H.C.Artmann ·   M.: Willi Resetarits)
· Heit Bin E Ned Munta Wuan   5.55  
  (T.: H.C.Artmann ·   M. ↦ Arr.: Sabina Hank)

Line-Up:
Willi Resetarits, Gesang
Sabina Hank, Gesang & Klavier
Herbert Berger, Tenorsaxofon & chromatische Harp
Alex Meik, Bass

Live-Aufnahmen: 2 Konzerte live mitgeschnitten am 17. & 18. September 2007 im OVAL Salzburg, www.oval.at, Aufnahmeleitung & -mischung: Michael Dörfler
Livetechnik: Günther Grosslercher, Systemtechnik für Tonaufnahmen: Georg Krumpholz
Editing, Mix & Mastering im Tripbox Studio Wien, Juni/Juli 2008, www.tripbox.com
Alle Jura Soyfer Texte aus "Jura Soyfer- das Gesamtwerk" (Europaverlag), mit freundlicher Genehmigung des Thomas Sessler Verlags Wien GmbH, www.sesslerverlag.at, www.soyfer.at
Alle H.C. Artmann Texte aus: "H.C. Artmann- Sämtliche Gedichte" (Jung und Jung Verlag), mit freundlicher Genehmigung des Otto Müller Verlags Salzburg & Rosa Artmann, www.omvs.at

Die Live-Platte ist der Offenbarungseid des Musikers. Nicht, daß man keinen Meineid schwören könnte, am Konzertdokument läßt sich in Zeiten elektronischer Postproduktion allerhand manipulieren. Schnell ist ein Applaus aufgefettet oder das eine oder andere Malheur vertuscht. Aber die Essenz eines Konzertes, das Einzigartige daran, das eigentlich gar nicht hör- sondern nur spürbare federnde Verbundensein der Künstler mit ihrem Publikum, das bleibt gottlob unsimulierbar. Solches Schwingen muß stattgefunden haben, sonst wird es auf jeder Platte fehlen.

Sabina Hank und Wilhelm Resetarits ist unter diesem Aspekt mit ihren "Abendliedern" das Kunststück eines vollkommenen Live-Albums gelungen. Denn für die Dauer eines Abends, einer Handvoll sparsam instrumentierter, unendlich behutsam arrangierter Lieder genießen die beiden eine ungeteilte, fast atemlose Aufmerksamkeit, gilt ihnen eine stille Berührtheit, die diese Platte so anstrengungslos und so lebendig macht.

Das liegt sicher am hervorragenden kleinen Ensemble, den Saxophonisten Gerald Preinfalk und Herbert Berger, den Bassisten Georg Breinschmid und Alex Meik.
Das liegt an Sabina Hanks Klavierspiel, das bei aller Virtuosität den Songs, die es auf Händen trägt, keinen Augenblick im Weg steht. Aber in erster Linie liegt es an den beiden Sängern, die so genau wissen, weshalb und wie sie ihre Geschichten erzählen müssen.

Diese schwierigen Geschichten.

Wer musikalisch an den Texten von Jura Soyfer und HC Artmann rührt, macht es sich nicht leicht. Soyfers brillanter Nachdruck und seine politische wie menschliche Hellsichtigkeit können auch mit Musik kaum mehr verstärkt werden. Sabina Hank versucht es gar nicht, weist vielmehr mit ihren flirrenden Kompositionen den Befunden des Dichters einen Weg auch in die Seelen von Hörern, die sich diesen Texten sonst womöglich nicht geöffnet hätten. Anders bei Artmann: Hier liegt schon soviel Musik in der Sprache, daß die Komponisten (neben Hank auch Willi Resetarits und Herbert Berger) die glitzernden Fäden der Lyrik nur noch aufnehmen und weiterspinnen.

Dieses Album ist voller Momente, die dem Hörer schon nach dem ersten Mal eingeschrieben bleiben: die beschwörende Stimme von Willi Resetarits auf "Sturmzeit", die so stolze Verlorenheit des Wanderliedes mit der Aufforderung "Such dir das Land, das dir gehört", der unbedingte Existenzialismus in "Samma scho Menschen". Im Artmann-Teil des Zyklus, wo der Abend wärmer ist, die Musik so stark und beidbeinig am Boden steht, da finden sich mit "Liad En Suma" und "Alanech fia Dii" zwei der schönsten österreichischen Liebeslieder überhaupt.

Es gibt nur eine Möglichkeit, das Hören des Albums "Abendlieder" zu substituieren: ein Konzert der "Abendlieder" mit Hank und Resetarits zu besuchen, selbst Teil dieses eigenwilliges Liederabends zu werden.
Da gilt es dann zu hoffen, daß die Dichte dieser Live-Platte noch einmal erreicht wird. Schwer vorzustellen, bei diesen Protagonisten aber nicht undenkbar.


Ernst Molden
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